Video: Sprachbewusstsein

 

 


Um das Skript (pdf) herunterzuladen, klicken Sie bitte hier

Was bedeutet es, Sprachbewusstsein zu haben?

Wenn Sie unterrichten, stellen die Lernenden Ihnen viele Fragen. Einige typische Fragen sind: 

„Warum sagen Sie das?“

„Warum haben Sie hier das past perfect und hier das imperfect verwendet?“

Gute Lehrer*innen wissen, wie sie diese Fragen beantworten können. Um diese Fragen zu beantworten, reicht es nicht aus, eine Sprache zu sprechen und zu verstehen. Gute Lehrer*innen kennen die Sprache, die sie unterrichten, in- und auswendig.

Sprachbewusstsein bedeutet, eine Sprache gründlich zu kennen und in der Lage zu sein, sie zu unterrichten. Je mehr Sprachbewusstsein man hat, desto besser kann man unterrichten. 

 Im Allgemeinen gibt es 3 Ebenen des Sprachbewusstseins:

  1. Benutzerebene: Dies ist die Ebene normaler Muttersprachler*innen. Alle Muttersprachler*innen können ihre Sprache gut sprechen und wissen, wie man sie benutzt. Ein Beispiel:  

Muttersprachler*innen wissen ganz genau, dass man in einem Bekleidungsgeschäft nicht sagen kann: „Guten Morgen, ich hätte gerne einen Kaffee.“

  1. Analytische Ebene:  Dies ist das Niveau von Muttersprachler*innen, die ihre Muttersprache gut gelernt haben. Sie kennen die Regeln der Sprache und können diese Regeln „benennen“. Ein Beispiel:  

Muttersprachler*innen, die ihre Muttersprache gut gelernt haben, wissen, dass sie, wenn sie sagen: „Guten Morgen, ich hätte gerne einen Kaffee“, das Verb „haben“ im Konjunktiv II verwendet. 

  1. Lehrer-Ebene: Dies ist die Ebene der Lehrer*innen. Sprachlehrer*innen wissen, wie man ihre Sprache gut spricht, sie können die Regeln ihrer Sprache „benennen“, und sie wissen auch, wie man andere Dinge tut. Zum Beispiel: eine Klasse zu leiten, die Dauer einer Unterrichtseinheit zu berechnen, den Unterricht so zu gestalten, dass die Lernenden auf einfache und entspannte Weise lernen können.

Sehr gute Lehrer*innen wissen, wie sie das Verhalten der Lernenden bei der Verwendung einer Sprache ändern können, sie verstehen das Niveau der Lernenden gut und wissen, dass die Sprachen der Lernenden die Art, wie die Lernenden eine Fremdsprache sprechen, verändern können.

Kurz gesagt, gute Lehrer*innen verstehen die Schwierigkeiten der Lernenden sofort.

 Wie funktioniert eine Sprache? 

Um ein gutes Sprachbewusstsein zu haben, muss man lernen, wie eine Sprache funktioniert. Um das zu vereinfachen, stellen Sie sich vor, dass es in allen Sprachen 3 Elemente gibt:

  • Die Form (= die Grammatik). Alle Formen einer Sprache haben eine Bedeutung. Zum Beispiel in dem Satz:

Tomorrow I go to the beach. (dt.: Morgen gehe ich an den Strand.) 

gibt es ein Adverb der Zeit (morgen), ein Verb im Präsens (gehen) und eine Ortsergänzung (wohin gehe ich? An den Strand.). 

  • Die Bedeutung (= die Botschaft). In allen Sprachen müssen wir eine sprachliche Form verwenden, um eine Bedeutung zu vermitteln. Zum Beispiel in dem Satz:

 Tomorrow I go to the beach. (dt.: Morgen gehe ich an den Strand.) 

„go“ (dt.: gehe) ist das Präsens des Verbs „to go“ (dt.: gehen). Das Zeitadverb „tomorrow“ (dt.: morgen) macht jedoch deutlich, dass „go“ (dt.: gehen) in diesem Fall eine zukünftige und nicht eine gegenwärtige Bedeutung hat.

  • Die Aussprache (= die Laute der Sprache). Die Art und Weise, wie wir Wörter aussprechen, ist sehr wichtig für das Verstehen und Verstanden werden. Zur Aussprache gehört auch die Intonation. Zum Beispiel gibt es einen Unterschied zwischen diesen drei Sätzen:

 Tomorrow I go to the beach. (dt.: Morgen gehe ich an den Strand.) 

 Tomorrow I go to the beach? (dt.: Morgen gehe ich an den Strand?)

 Tomorrow I go to the beach! (dt.: Morgen gehe ich an den Strand!)

 

Wie kann ich ein gutes Sprachbewusstsein haben?


Lehrer*innen mit gutem Sprachbewusstsein sind nicht nur gute Lehrer*innen, sondern haben auch gute Lernende, die ihre Fremdsprache besser beherrschen und generell verstehen, wie Sprachen funktionieren.


Lehrer*innen mit Sprachbewusstsein verstehen, warum Lernende Schwierigkeiten haben und wie man ihnen helfen kann.


Welche Tricks gibt es, um unser Sprachbewusstsein zu nutzen? Hier sind einige Beispiele:

  • Verwenden Sie einen Wortschatz, der dem Niveau der Lernenden entspricht. Wenn die Lernenden Anfänger sind, benutzen Sie einfache Sprache. Seien Sie weder zu formell noch zu informell. Verwenden Sie keine Redewendungen, Slang oder Schimpfwörter. Wenn Sie versehentlich so sprechen, fragen Sie die Lernenden: „Weiß jemand, was dieses Wort bedeutet?“ 

  • Vergewissern Sie sich, dass die Lernenden verstehen, was Sie sagen. Gehen Sie nie davon aus, dass die Lernenden alles verstehen. Wählen Sie im Unterricht ein Wort oder einen Satz aus und fragen Sie die Lernenden: „Was haben Sie/habt ihr verstanden?“. Vermeiden Sie es, die Lernenden zu fragen, ob sie irgendwelche Fragen haben.

  • Mit anderen Worten: Versetzen Sie sich in die Lage der Lernenden. Denken Sie an eine Zeit, in der Sie in einem fremden Land waren, dessen Sprache Sie nicht beherrschten. Wie hätten Sie gewollt, dass andere Menschen mit Ihnen sprechen? Sprechen Sie so mit Ihren Lernenden! 

Zuletzt geändert: Donnerstag, 21. Juli 2022, 23:09